Statistisches Unternehmensregister Profiling von Unternehmen

Die Methodik Profiling von Unternehmen im statistischen Unternehmensregister dient zur sachgerechten Abgrenzung von Unternehmen, wie sie für die Statistik der Europäischen Union (EU) definiert sind. Dies erfolgt ausgehend von der Analyse der rechtlichen, organisatorischen und rechnungs­legenden Struktur von Unternehmensgruppen und bildet die Grundlage für die Verwendung der Einheit "Unternehmen" in der strukturellen Unternehmensstatistik in Deutschland. Das Profiling wird in diesem Beitrag in Bezug auf Begriffsdeutung, Historie, Verfahren und Arbeitsprozesse erklärt. Zudem gibt es einen Einblick auf Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Methodik.

Das Unternehmen ist eine zentrale Darstellungseinheit der amtlichen Unternehmensstatistik, welche einen wesentlichen Teil der Wirtschaftsstatistik in Deutschland und Europa darstellt. Definiert war ein Unternehmen in der deutschen amtlichen Statistik lange als Rechtliche Einheit, also eine juristische oder natürliche Person, die eine wirtschaftliche Tätigkeit selbstständig ausübt. Die EU-Einheitenverordnung (Verordnung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Nr. 696/93) beschreibt dagegen eine weitergehende Definition des Unternehmens, die seit dem Berichtsjahr 2018 auch in der deutschen Unternehmensstatistik zu verwenden ist. Diese zielt auf die Steigerung der Aussagekraft, die bessere internationale Vergleichbarkeit und damit die Relevanz der amtlichen Unternehmensstatistik ab. Für die Identifizierung und Abgrenzung der Unternehmen wurde im statistischen Unternehmensregister eine neue Methodik eingeführt: das (Unternehmens-) Profiling.

Unternehmensdefinition der EU

Die EU-Einheitenverordnung definiert ein Unternehmen als "kleinste Kombination rechtlicher Einheiten, die eine organisatorische Einheit zur Erzeugung von Waren und Dienstleistungen bildet und […] über eine gewisse Entscheidungsfreiheit verfügt." Somit kann ein Unternehmen (UN) auch aus mehreren rechtlichen Einheiten (RE) bestehen, wie beispielhaft in der Grafik dargestellt.

Durch die Darstellung des Unternehmens als organisatorische und wirtschaftliche Einheit soll die wirtschaftliche Realität in der Statistik besser abgebildet werden. Die zur Erfüllung der Haupt- und Nebentätigkeiten notwendigen Hilfstätigkeiten und Produktionsfaktoren gehören daher zu einem Unternehmen, auch wenn dafür separate Rechtliche Einheiten existieren.

Unternehmen als autonome Akteure

Bei der Abgrenzung von Unternehmen müssen besondere Kriterien hinsichtlich der Autonomie erfüllt sein. Gefordert ist die wirtschaftliche Autonomie der Einheit im Gegensatz zur rechtlichen Eigenständigkeit. Die wesentlichen Merkmale sind:

  • Buchführung

    Das Unternehmen muss über eine Buchführung verfügen, welche die wesentlichen Aspekte des wirtschaftlichen Handelns dokumentiert.

  • Geschäftsführung

    Die koordinierte Geschäftsführung eines Unternehmens sorgt für die operative Führung und Steuerung der Geschäftstätigkeiten. Sie ist durch integrierte Managementstrukturen für bestimmte Prozesse gekennzeichnet, z. B.:

    • Steuerung von Einkäufen und Produktionsfaktoren
    • Bestimmung über Produktionsniveaus und Preise
    • Entscheidung über Marketing und Investitionen
  • Marktorientierung

    Ein Unternehmen ist am Markt tätig, wenn es über Kundenorientierung, Konkurrenzbewusstsein sowie Marktexpertise verfügt und dieses Wissen nutzt, um seine Geschäftstätigkeit daran auszurichten. Die Leistungen werden dabei für Dritte ("am Markt") erbracht.

Methodik des Profiling

Als Ausgangspunkt dient im Profiling in der Regel die Unternehmensgruppe (häufig gleichzusetzen mit einem Konzern), welche sich über Kontrollbeziehungen zwischen Rechtlichen Einheiten definiert. Zunächst wird die vollständige Unternehmensgruppe hinsichtlich ihrer ökonomischen, organisatorischen und rechnungslegenden Struktur analysiert. Anschließend wird geprüft, inwieweit sich wirtschaftlich autonome Unternehmen innerhalb der Unternehmensgruppe abgrenzen lassen. Maßgeblich hierbei sind die drei genannten Autonomie-Kriterien (Buchführung, Geschäftsführung und Marktorientierung).

Profiling-Verfahren

Die Identifizierung der Unternehmen erstreckt sich jährlich auf alle Unternehmensgruppen im statistischen Unternehmensregister. Mit Blick auf die unterschiedliche Bedeutung der Unternehmensgruppen für die Wirtschaftsstatistik werden abhängig von der Größe und Komplexität der jeweiligen Unternehmensgruppe Profiling-Varianten von verschiedener Intensität angewandt:

  • Manuelles Profiling

    • Große und komplexe Unternehmensgruppen
    • Desktop-Profiling ("am Schreibtisch") über Bearbeiter-Recherchen
    • Gegebenenfalls mit Kontaktaufnahme zur Unternehmensgruppe, unter anderem durch Konzernbesuche ("Intensive Profiling")

Manuelles Profiling zur Analyse von Unternehmensgruppen erfolgt mittels einer Top-Down-Methodik, ausgehend vom Gesamtbild der Unternehmensgruppe. Ansatzpunkte zur Identifizierung von Unternehmen sind vor allem Konzernjahresabschlüsse, häufig begleitet von einer detaillierten Segmentberichterstattung, sowie die Selbstdarstellung der Unternehmensgruppe (z. B. im Internet).

Mit Hilfe zusätzlicher Recherchen in verschiedenen internen und externen Datenquellen und gegebenenfalls in Kontakt mit der Unternehmensgruppe wird ein Profil erzeugt, welches die Struktur, die Geschäftsbereiche sowie sämtliche Prozesse und Tätigkeiten innerhalb der Unternehmensgruppe beschreibt. Hierdurch lassen sich die Unternehmen auf eine vergleichbare Weise identifizieren.

Das manuelle Profiling ist ein sehr zeitaufwändiges Verfahren, für das eine große fachliche Expertise notwendig ist. Daher kann diese Methodik nicht für alle Unternehmensgruppen, sondern nur für besonders große und komplexe Gruppen durchgeführt werden.

  • Automatisiertes Profiling

    • Kleine und wenig komplexe Unternehmensgruppen
    • Automatisierte Identifizierung von Unternehmen

Für kleinere und weniger komplexe Unternehmensgruppen werden automatisierte Algorithmen eingesetzt, um Unternehmen zu identifizieren. Das automatisierte Profiling kann eine hohe Anzahl von Unternehmensgruppen verarbeiten und stellt damit eine wichtige Säule im Profiling dar.